Der Komponist Alfred Schnittke fühlte sich gleichzeitig deutsch, russisch und jüdisch und sah einen Zusammenhang zwischen seiner „Polyidentität“ und der Ausrichtung seiner Werke. Schnittkes Streichtrio in zwei Sätzen entstand 1985 als Auftrag für die Alban Berg-Gesellschaft anlässlich des 100. Geburtstags und 50. Todestages von Berg. Strukturell basiert es auf sieben thematischen Komponenten, die zwischen wechselnden Farben und Formen variieren. Dabei variieren die Stimmungen von freundlich bis düster, von sinnlich bis schockierend. Neben ekstatischen Akkordbrüchen und Trauermarsch-Anspielungen kommt einem langsamen Walzermotiv große Bedeutung zu, das als Hommage an Wien verstanden werden kann. Sergej Prokofjews Violinsonate Nr. 1 f-Moll op. 80 ist eines der düstersten und grüblerischsten Werke des Komponisten. Er begann 1938 mit der Notation der ersten Themen, doch der Einmarsch der Deutschen und die Evakuierung unterbrachen seine Arbeit an dem Projekt. Die Begegnung mit David Oistrach, dem führenden Geigenvirtuosen der UdSSR, brachte ihn wieder auf den richtigen Weg. Im Herbst 1946 präsentierten Oistrach, dem die erste Sonate gewidmet ist, und sein ständiger Klavierbegleiter Lew Oborin das Werk, das Ergebnis einer turbulenten achtjährigen Inkubationszeit, unter der Leitung des Komponisten. Die „Fünf Melodien“ Op. 35a waren ursprünglich Gesangsstücke, im wahrsten Sinne des Wortes „Lieder ohne Worte“. Prokofjew nutzte die Gelegenheit, mit den Techniken und Klangfarben einer menschlichen Stimme zu experimentieren, die wie ein Instrument behandelt wurde.